Machtdemonstration

Zuletzt war die Sache unumstritten und klar: Emirates Team New Zealand gewann den 36. America’s Cup gegen Herausforderer Luna Rossa Prada Pirelli mit 7:3. Die Kiwis entschieden nach einem ausgeglichenen Auftakt und einer zwischenzeitlichen 3:2-Führung der Italiener fünf Races nacheinander für sich.

1:1 nach dem ersten Tag, 2:2 nach dem zweiten Tag und 3:3 nach dem dritten Tag – einen so ausgeglichenen Auftakt gab es zuletzt 1983 beim 25. America’s Cup. Damals wurde zwischen der amerikanischen Liberty mit Skipper Dennis Conner und der von John Bertrand gesteuerten Australia II eine Best-of-seven-Serie gesegelt. Das entscheidende Race zum 4:3 gewann der gewiefte Taktiker Bertrand nach einem harten ­Duell und 47 (!) Wenden mit 41 Sekunden Vorsprung. Zum ersten Mal nach 132 Jahren verloren die USA den America’s Cup – bis zur Übergabe der Auld Mug gab es allerdings noch eine Verzögerung: Der Pokal war in der Vitrine des New York Yacht Clubs festgeschraubt!
Ganz so dramatisch wurde es beim 36. America’s Cup im Hauraki Golf nicht, und nach dem erwähnten 3:3 ging es ­plötzlich relativ rassig. Als hätten die Neuseeländer um Peter Burling, Glenn Ashby und Blair Tuke einen zusätzlichen Gang auf ihrer Te Rehutai gefunden, liessen sie den Italienern mit den beiden Steuerleuten Francesco Bruni und Jimmy Spithill keine Chance mehr. Die Kiwis hatten das schnellere Boot und zudem unterliefen ihnen weniger Fehler. Was durchaus einleuchtet: Die neuen AC75-Foiler sind dermassen radikal, dass sich der kleinste Fehler entscheidend auswirken kann. Fehler ­passieren meistens unter Druck, und logischerweise ist die Crew auf dem langsameren Boot stärker unter Druck. Wobei «langsam» in diesem Zusammenhang eigentlich völlig fehl am Platz ist: Die Windverhältnisse blieben während des ganzen Cups eher moderat – acht bis etwa zwölf Knoten – und ­trotzdem flogen die beiden Kontrahenten mit teilweise gut 40 Knoten über die Regattabahn…