Mit dem Eisbrecher durch die Beringstrasse

Die Eisbedeckung in der Arktis, in den hohen Breiten, hat in erschreckendem Masse abgenommen, wie Wissenschaftler nachweisen. Benötigt man, um im Sommer von Ostsibirien in die Arktis zu den Eisbären zu gelangen, tatsächlich noch brachiale Kraft? «marina.ch» reiste auf der «Kapitan Khlebnikov», einem der stärksten Eisbrecher der Welt, nordwärts.

Ankunft in Anadyr, Ostsibirien – nach dem längsten Inlandflug der Welt. In Moskau wars heiss, in Anadyr ist es warm. Wer ­Sibirien sagt, denkt an Kälte. Doch in Anadyr, der grössten ­Siedlung im fernen Osten Russlands, passen T Shirt und Jeans optimal bei 20 Grad Celsius Anfang Juli. Von hier aus wird die Reise mit dem Eisbrecher via Beringstrasse zur Insel Wrangel führen, die nördlich der russischen Nordküste in der Arktis liegt und als «Eisbären Nest» gilt. Da wollen wir hin.
Vor dem Hafen in Anadyr jagen weisse Beluga-Wale und pfeilschnelle Robben Lachse. Im Minutentakt sind sie erfolgreich! Weit draussen auf dem – wen wunderts – eisfreien Meer wartet die Kapitan Khlebnikov: ­Jahrgang 1981, gebaut in ­Finnland, russische Flagge am Heck und mit 24 000 PS einer der stärksten ­Eisbrecher der Welt. Nur die wenigen nuklear angetriebenen – sie ­gehören alle zu Russlands-Eisbrecher-Flotte – sind stärker. Zum Vergleich: Ein Fracht- oder Cruiseschiff dieser Länge, 132 Meter, besitzt zirka einen Viertel der Antriebsleistung der ­Kapitan Khlebnikov. Und unser Rumpf ist mit seiner 45 mm ­dicken ­Titan-Stahllegierung drei Mal so dick wie der eines «normalen» Containerschiffes.