Estlands Südsee

Schon immer gab es Segler, die sich ganz besonders für die Ostseegebiete um 60 Grad Nord begeistern. Eines der reizvollsten Segelreviere im Reich der weissen Nächte ist zweifellos Estlands Inselwelt.

Estlands Hauptstadt ist ein Juwel des Nordens. Heute heisst sie wieder so, wie 1219, nach der Eroberung durch den dänischen König Waldemar: Tallinn – «die dänische Stadt». Erst, als sie an den Deutschen Orden gefallen war, nannte man sie vorübergehend wieder bei ihrem alten estnischen Namen «Reval». Den trug sie bis 1918. Dänen, Deutscher Orden, Schweden, Russen: Sie kamen, sie gingen, sie prägten die Oberstadt auf dem Domberg. In der Unterstadt hatten jedoch die deutschen Kaufleute das Sagen, die Reval zu einem wichtigen Aussenposten der Hanse machten. Davon erzählen noch Namen wie «Peppersack» oder «Olde Hansa». Aber auch jene alten Speicher, wie «Die drei Schwestern» oder die Gildehäuser in der Pikk-Strasse – allen voran das «Schwarzhäupterhaus» – zeugen noch heute vom Reichtum, der sich mit dem Russlandhandel anhäufte. Nicht enden wollen hier im Juni die Tage und doch ist die Zeit zu kurz, um alles zu sehen, was die Stadt zu bieten hat. Viel zu früh müssen wir uns von ihr verabschieden. Heute gehts nicht in Tallinns Yachthafen Pirita, denn auf unserem Törnplan steht diesmal Estlands Südsee. Deshalb haben wir einen Transfer nach Haapsalu gebucht. Dort werden wir unser Boot übernehmen. Das erspart uns unnötige 65 Meilen hin und noch mal 65 zurück.