Die Oscars der Segelboote

2024 war in der Bootsbranche ein schwieriges Jahr. Nie gab es weniger Neuerscheinungen, nie traten so wenige Yachten bei den Jury-Tests zur European Yacht of the Year an. Trotzdem: Unter dem Strich präsentierte sich ein starker Jahrgang mit würdigen Siegerinnen.

Nach dem Boom während der Pandemie – mit vollen Auftragsbüchern und schier unaufhaltsam steigenden ­Preisen – zeichnete sich schon Mitte 2023 eine aufziehende Flaute ab. Händler, die zu viele Lagerboote geordert hatten, stornierten ihre Bestellungen, die Werften mussten Überkapazitäten ­abbauen. Die Konsequenz: Viele Werften strichen oder ­verschoben ihre Entwicklungsprojekte. Beneteau etwa, der Weltmarktführer, brachte 2024 kein einziges neues Modell auf den Markt. Bei anderen verzögerte sich die Fertigstellung um Monate.
Für die Wahl zu Europas Yacht des Jahres, an der nur Newcomerinnen teilnehmen können, bedeutete dies nahezu eine Halbierung der Zahl der Nominierten. Das verringerte zwar die Auswahl, dafür konnte sich die Jury noch intensiver mit jeder einzelnen Yacht auseinandersetzen. Und tatsächlich: Die ­Kandidatinnen, die nach Kiel-Schilksee und Palma de ­Mallorca kamen, gaben durchwegs sehr starke Vorstellungen bei ­leichten bis fordernden Bedingungen. Während die Kieler Förde zum zweiten Mal als Testrevier diente, gastierte die Jury, bestehend aus den Chefs der zwölf wichtigsten Segelmagazine ­Europas, erstmalig auf Mallorca. Der Club de Mar von Palma räumte dafür eigens den vorderen Teil der Aussenmole frei. Die nominierten Yachten lagen in illustrer Gesellschaft, umgeben von bis zu 60 Meter langen Superyachten. Da wirkte dann selbst die Contest 63CS, die längste der diesjährigen Nominierten, gar nicht mehr so gross.