Mit einer Ketsch Kap Verde entdecken

Kabinencharter liegt im Trend. Mal nur die Koffer packen und sich nicht um Wachwechsel, Winschen oder Wind kümmern müssen. Gerald Penzl war an Bord der «Chronos» von Sailing Classics und genoss die 54 Meter lange Grossyacht ebenso wie den Norden der Vulkaneilande von Kap Verde.

Gago Coutinho und Sacadura Cabral haben Luftfahrtgeschichte geschrieben. Besessen von der Idee, den Südatlantik als erste mit einer Propellermaschine zu überqueren, startete das ­tollkühne Pilotenduo am 30. März 1922 in Lissabon, landete mit seinem einmotorigen Doppeldecker auf der Kapverdischen Insel São Vicente zwischen und setzte von dort zum Sprung über den grossen Teich nach Rio de Janeiro an. Zwar gab es technische ­Probleme, doch den Portugiesen gelang, was keiner für möglich gehalten hatte. Ihr Heldentum musste natürlich für alle Ewigkeit ge­würdigt bleiben. Und so ehrte São Vicente die Flieger-Asse
am Yachthafen der Hauptstadt ­Mindelo mit einer beein­druckenden Adlerskulptur.
Aber zurück in die Gegenwart. Es ist Freitag, 18 Uhr. Die Floating-­Bar der Marina Mindelo platzt aus allen Nähten. Die Stimmung ist relaxt, ein Mix aus Samba und Fado gepaart mit afrikanischen Klängen mischt sich mit dem polyglotten Sprechgewirr der Segel-Crews. Draussen in der Bucht von ­Mindelo liegt die Chronos vor Anker. Das Schiff ist vor viereinhalb Wochen von der spanischen Costa Brava Richtung Kap Verde in See gestochen, hat im hiesigen Fahrgebiet bereits zwei Törns absolviert und wird den Archipel morgen zum dritten und letzten Mal in dieser Saison unter den Kiel nehmen. ­«Willkommen an Bord», begrüsst uns Kapitän Nico beim ­Sektempfang auf dem Achterdeck. Und fragt, wer von den Gästen denn Segelerfahrung habe. Das Gros der Hände geht nach oben. «Schön», schmunzelt er, «dann bin ich ja über­flüssig und kann in Ruhe Urlaub machen.» Sagts, lacht, stellt seine Mannschaft vor, gibt einen seemännisch korrekten Überblick über das Schiff und deutet dann auf die weissgedeckten ­Tische rechts und links des Steuerstands. Während nun der helle Mond die bizarr geformten Basaltberge der Nachbarinsel Santo Antão in surreale Schemen taucht, zieht die Kombüse alle Register. Und zum Essen gibt es strohgelben Wein von den Hängen des 2829 Meter hohen Vulkans der 110 Seemeilen südöstlich ­gelegenen Insel Fogo.