Wo Europa einst begann

Touristen stürmen das in seine Mythen – wie in einen Kokon – eingesponnene Kreta. Die Insel hat speziell Wassersportlern einiges zu bieten: endlose Strände und Häfen, umgeben von tausendjähriger Geschichte.

Einem Wall gleich stemmt sich Kretas Bergwelt gegen den im Sommer alles dominierenden Meltemi. Stark gefiederte Windpfeile auf der Karte lassen erahnen, mit welcher Wucht er das Meer gegen die Küste rollen lassen und zu welch’ einem Hasardspiel er manche Hafeneinfahrt machen kann, wenn er nur will. Doch statt sich vom viel beschworenen Licht der Ägäis bescheinen zu lassen, schält sich an diesem Tag der traumhafte Sandstrand bei Gramvo.sa aus einer über der See hängenden Dunstglocke. Schuld für dieses Wetter ist der Südwestwind, den es um diese Jahreszeit eigentlich gar nicht geben dürfte. Also schwojt unser Boot mit seinem Heck nun nahe an einer felsigen Untiefe, statt in der Südbucht von Kretas westlichem Vorposten ablandig zu liegen. Nun loben wir jene Klippen, die uns zuvor die Ansteuerung durch die westliche Einfahrt vermiest hatten, denn sie brechen die anrollenden Wellen und gönnen uns gerade so viel Schwell, dass wir uns darin in Sicherheit wiegen dürfen. Doch so sicher, dass wir uns zu einem Ausflug in das ehemalige Seeräubernest – was Gramvousa um 1800 war – und zu dem darüber aufragenden venezianischen Kastell verführen lassen, fühlen wir uns nun auch wieder nicht.