60 Tage lang Wind in den Haaren

Auch in den Kykladen weht der berüchtigte Meltemi – natürlich.
Der griechische Wind kann zwar anstrengend sein, aber er verdirbt dabei keineswegs das Feriengefühl und die schönen Erlebnisse, die ein Törn durch die ägäischen Inseln mit sich bringt.

Ende Juni war es soweit. Die «Hardrock», eine alte Beneteau Oceanis 500 mit Jahrgang 1991, hatten wir einige Wochen zuvor in Marmaris an der türkischen Riviera gekauft. Unser lang gehegter Traum, gemeinsam mit der Familie eine Weile aus-, bzw. einzusteigen und die Welt im Segelboot zu erkunden, wurde Wirklichkeit. Und wir starteten gleich «in medias res»: Den berüchtigten Meltemi kannten wir bis dahin nur vom Hörensagen. Es sei ein nördlicher Wind, der im Sommer unaufhörlich wehe, so hiess es warnend von allen Seiten. «So schlimm wird es schon nicht werden», dachte ich und probierte dennoch vorsichtshalber mal das Reffen des Grosssegels aus. Unsere Route: immer gen Westen, immer gegenan oder bestenfalls hart am Wind. Und wirklich: Ein erstes Aufeinandertreffen mit dem Meltemi liess nicht lange auf sich warten. Während wir noch im Lee der Landzunge vor Didim frühstückten und langsam ans Lossegeln dachten, frischte es plötzlich auf und die 20 Knoten Wind waren im Nu überschritten. Hart am Wind, die Genua und das Gross dichtgeholt, segelten wir mit Kurs Nord-Nordwest 240 Grad nach Pythagorio. Die kurzen und steilen Wellen, wie sie im Mittelmeer typisch sind, reinigten das Deck bereits in kurzer Zeit. Die zuvor in der Türkei angefertigte Sprayhood konnte ihre Funktion unter Beweis und uns zufrieden stellen. Mit sieben bis acht Knoten Fahrt erreichten wir unser Ziel nach knapp vier Stunden. Dass der Wind die nächsten 60 Tage ohne Unterbruch mit über 25 Knoten wehen würde, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.