Perspektivenwechsel

Der bekannte Unterwasserfotograf Michel Roggo hat in den vierzig Jahren seines Schaffens den Blick auf die Unterwasserwelt verändert.

Die Neugierde ist sein Motor – auch nach über 40 Jahren ­Unterwasserfotografie und 150 Expeditionen weltweit. «Ich liebe das Überraschende und bin immer auf der Suche nach einem guten Bild», sagt Michel Roggo. Der fünffache Finalist bei den Wildlife Photographer oft The Year Awards ist mittler­weile pensioniert und obwohl er schon in allen Regionen der Welt in Flüssen, Bächen, Tümpeln, Seen oder Meeren fotografiert hat, ist er besonders fasziniert von unseren heimischen Gewässern. «In acht von zehn Fällen entdecke ich hier etwas, das ich noch nie zuvor gesehen habe.» Dabei arbeitet er stets mit einer selbstentwickelten Ausrüstung: Die Kamera ist in ­einem wasserdichten Gehäuse an einer langen Stange ­befestigt und er kann damit in Ufernähe bleiben. So ist es möglich, allzu gefährlichen oder sehr sensiblen Stellen auszuweichen. Im Laufe der Jahre hat Roggo seine Konstruktion und sich selber stetig ­weiterentwickelt. Erst vor zehn Jahren lernte er zu tauchen und entdeckte so die Unterwasserwelt noch einmal neu. Verblüffend sein wohl grösstes, weltumspannendes Werk: «The Freshwater Project». Dazu reiste er zwischen 2010 und 2017 alle zwei Monate an einen oft fernen, schwierig zugänglichen Ort. Er war so überzeugt vom Wert dieses Projekts, dass er es – als er keine Sponsoren fand – vollständig selber finanzierte. «Ich weiss nicht, wie ich das geschafft habe», erzählt er rückblickend. Die Idee zu diesem Projekt kam ihm in Island. «Ich führte meine Kamera weit in ein Gewässer zwischen den tektonischen Platten – dorthin, wo kein Taucher hinkommt, weil es so eng ist. Da gelangen mir tolle Fotos und ich realisierte, dass es gar keine exotischen Fische braucht, um ein Unter­wasserbild komplett zu machen.»