Topreviere im Mittelmeer

«Mare Nostrum» nannten die Römer jenes Meer, das schon in der Antike Europa, Asien und Afrika mehr verband als trennte. Schiffsreisende schätzen heute daran, dass sie einzigartig zwischen Antike und Moderne kreuzen und von westlich Vertrautem zur Exotik des Orients segeln können – oder umgekehrt. Ein Blick auf ausgewählte Destinationen zeigt dieses Ineinanderfliessen von Vergangenheit und Gegenwart.

Zwischen Orient und Okzident – Marokko Kein zweites Segelrevier im Mittelmeer ist so voller Gegensätze wie jenes zu beiden Seiten der Säulen des Herakles’. Meist beginnt der Törn in Gibraltar, das sich selbst heute noch als «very british» versteht. Der nächste Schlag westwärts ist nicht einfach, gilt es doch, den in der Strasse von Gibraltar ostwärts setzenden Strom auszutricksen. Ist das geschafft, empfängt Tarifa, die südlichste Stadt des europäischen Festlandes, seine Besucher mit andalusischem Flair und verabschiedet sie manchmal sogar mit spanischem Glockengeläute. In Tanger ist alles anders. Statt Glocken erschallt hier der Ruf des Muezzins, statt in klimatisierten Supermärkten einzukaufen, irrt man in der Altstadt, der so genannten Medina, durch Basare. Wer in der einstigen Schmugglermetropole vom stürmischen Levante eingeweht wird, kann sich nur mit einem gottergebenen «Inschallah!», einem «So Gott will», in sein Schicksal fügen, denn gegen ihn lässt sich keine einzige der vielen Meilen bis Ceuta gutmachen. Hier sollte man sich noch einen spanischen «Carajillo» gönnen, bevor man sich auf den klebrig-süssen «Thé de menthe» einstimmt und dabei alles vergisst, was einem an Marinas lieb und wert ist. Dafür wird man in Häfen wie M’Diq, El Jebha oder Al Hoceima vom freundlichen Flair eines vor sich hindösenden und an der Wasserpfeife saugenden Orients entschädigt, das den Reiz dieses einmaligen Törns ausmacht.