Von der Ostsee an die Algarve

Nach einem Jahr pandemiebedingten Ostseesegelns startete das Ehepaar Bossard im Frühling 2021 endlich die Überführung ihrer neuen Hanse 508 ab Werft von Greifswald nach Griechenland. Eine erste Etappe führte sie bis nach Portugal.

Ablegen vor der Hanse Werft, an der antiken Hebebrücke von Wiek vorbei – und dann hatte uns die Ostsee zum letzten Mal. Überall hiess es Abschied nehmen: von Stralsund mit seiner hanseatischen Altstadt, vom Seglerhafen Kloster mit seinem ­fotogenen Leuchtturm Dornbusch und vom urigen Hafen ­«Alter Strom» mitten in der Flaniermeile von Warnemünde. Dass wir ein Jahr später als geplant aufbrechen konnten, stellte sich als Glücksfall heraus: Eine neue Yacht hat immer Kinderkrank­heiten oder Garantiearbeiten, die erledigt werden müssen. Einfach so ­loszusegeln mit der Idee, dass sich Reparaturen auch unterwegs erledigen liessen, wäre ganz schön doof gewesen. Und eine Saison Ostseesegeln hatte sich als ­unerwartet schöne, interessante und entdeckungsreiche Törnvariante ­entpuppt. Aber ab jetzt war alles Neuland und so sollte es für die ­nächsten sechzig Häfen bis nach Lagos in Portugal – wo wir über­wintern wollten – weitergehen. Eine erste Entdeckung war die Altstadt von Lübeck. Die 600 Jahre alte Hansestadt, Heimat von gleich drei Nobelpreisträgern (Thomas Mann, ­Günter Grass und Willi Brandt), liess sich am besten mit einer Stadtführung erfassen. Solche kulturellen Hafentage ent­sprachen ganz unserem Motto: Der Weg ist das Ziel.
Nach drei weiteren Marinas (Boltenhagen, Fehmarn, Laboe) war dann der Abschied von der Ostsee mit der Einfahrt in den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) besiegelt. «Das Sportboot kann jetzt einfahren», hiess es am Schleusenfunk. Ab jetzt war nur noch Motoren angesagt. Segeln im hundert Kilometer langen Kanal, der in unglaublich kurzer Bauzeit zwischen 1878 bis 1895 ­ausgebuddelt worden war, ist verboten. Die Grundgeschwindig­keit von acht Knoten ist Vorschrift für die Berufsschifffahrt und wir mussten annähernd so schnell motoren, um nicht ­ständig überholt zu werden. An einigen Schmalstellen führte es zu Begegnungen, bei denen wir meinten, die hohen Bordwände der Cargo-Ungetüme anfassen zu können. Dabei ­mussten wir gut aufpassen, dass wir nicht vom Propellersog angezogen wurden. Nach einem Zwischenhalt im schönen Rendsburg war am zweiten Tag in Brunsbüttel Endstation des NOK. Glück hatten wir mit dem Wetter. Es herrschte kein ­Gegenwind und die Juni-Sonne verleitete uns zum Irrglauben, dass dies wohl eine angenehme Saison werden würde…