Eine Gleichung
mit zwei Unbekannten

Valentin Gautier und Simon Koster vom Rösti Sailing Team liessen im französischen La Trinité-sur-Mer eine neue Yacht der Class40 bauen. Mit dieser wollen sie bei der Transat Jacques Vabre vorne mitsegeln.

La Trinité-sur-Mer, 2. Juli 2019: Es sieht ganz und gar nicht so aus, als könnte das Rösti Sailing Team in den nächsten Wochen mit der neu designten Mach-4 ins Meer stechen: Das Deck der Yacht liegt verklebt und rudimentär in der Werfthalle, der Rumpf nackt und unfertig zwei Türen nebenan. Immer mal wieder treten Werftmitarbeiter der JPS Production an das Deck, werkeln etwas und verschwinden wieder. Einige bleiben davor stehen, unterhalten sich. Alles wirkt friedlich, stressfrei. Ein zufälliger Beobachter käme von alleine kaum auf die Idee, dass hier, an dieser Location, immer wieder für den Segelsport bedeutende Dinge passieren. Denn die JPS Production ist die Werft mit der weltweit wohl grössten Erfahrung im Bau von Booten der Class40. Also genau die richtige Adresse für das Schweizer Duo Valentin Gautier und Simon Koster. Die Transat Jacques Vabre steht vor der Tür und die beiden wollen (spätestens bei der Austragung 2021) um den Sieg der berühmten Zweihand-Regatta über den Atlantik kämpfen – mit ihrem neuen Segelboot natürlich. «Ich bin schon etwas nervös», gibt der Genfer Gautier zu. «Der Bau hinkt unserem eigentlichen Zeitplan um zwei Monate hinterher. Das ist schade, weil uns so kaum Zeit bleiben wird, auf der Mach-4 zu trainieren, bevor wir am 27. Oktober zur diesjährigen Transat Jacques Vabre starten.» Der voraussichtliche Einwasserungstermin verschiebt sich von Juli auf September. Das Kennenlernen des neuen Segelboots erfolgt also direkt im Ernstkampf. Dass sie im Moment deutlich zu wenig Zeit auf dem Wasser verbringen können, ist suboptimal. Aber der Romand weiss um die Gründe der Verzögerung und versucht, das Positive darin zu sehen: «Ich bin natürlich froh, dass der Designer Sam Manuard seine Arbeit extrem gut machen wollte und deshalb mehr Zeit in die Planung des Rumpfes steckte.» Und Simon Koster ergänzt: «Die Rumpfform ist das, was man später nicht mehr ändern kann. Deswegen ist hier besonders viel Sorgfalt angebracht.» Doch neben der Planungsphase verzögert sich auch der Bau. Denn nicht nur die Schweizer wollen ihre Yacht möglichst bald einwassern: In der Halle nebenan entsteht ein weiteres Boot der Class40 – für keinen Geringeren als den französischen Spitzensegler Ian Lipinski, zweifacher Sieger der Mini-Transat. Natürlich werfen Gautier und Koster auch schon mal einen Blick auf dessen Yacht. «Hier ist alles offen. Dass wir mitkriegen, was in der anderen Werkshalle passiert – aber auch umgekehrt – lässt sich nicht vermeiden», lacht Koster, und fügt hinzu: «Das ist auch weiter kein Problem. Die Planungsarbeit ist schon lange abgeschlossen, wir können kaum mehr was voneinander kopieren.»