Der Schleusenmann von Hindeloopen

Seit dem 1. April dieses Jahres kümmert sich Anthony van Leersum um die Schleuse und den Gemeindehafen im niederländischen Hindeloopen. Während die meisten Schleusentore und Zugbrücken mittlerweile per Knopfdruck funktionieren, arbeitet van Leersum noch von Hand. «marina.ch» schaute am Auffahrtswochenende bei ihm vorbei.

Anthony van Leersum heisst mich in seinem Büro willkommen: zwei Stühle unter freiem Himmel, am Ende des Stegs im ­Gemeindehafen von Hindeloopen. Von hier aus beobachtet er das Geschehen. Während des Gesprächs, zu dem der Hafen- und Schleusenmeister des schmucken Städtchens am ­IJsselmeer spontan zugesagt hatte, stellt der 46-Jährige eine Rechnung für die Hafengebühren aus, telefoniert mit dem nächsten ­Ankömmling und hilft einer Familie beim Anlegemanöver mit einem der prachtvollen Plattbodenboote, wie man sie in den Niederlanden oft antrifft. Zudem lässt der grossgewachsene Nordholländer mit dem breiten Lächeln vier Motorboote durch die Schleuse passieren.
In den Niederlanden gibt es fast 2000 Schleusen und an die 1500 bewegliche Brücken – doch jene in Hindeloopen ist ­etwas Besonderes. Sie ist zwar nicht so gross wie die neue Zeesluis IJmuiden, welche Amsterdam mit der Nordsee ­verbindet. Diese grösste Schleuse der Welt wurde erst im vergangenen Jahr eingeweiht und weist eine Länge von 500, eine Breite von 70 und eine Tiefe von 18 Metern aus. Sie gleicht auch nicht annähernd dem Naviduct Krabbersgat auf der westlichen Seite des Houtribdijks, der das IJssel- vom Markermeer trennt. Dieses eindrückliche Bauwerk ist oben Schleuse und Aquädukt, unten Autobahn- und Fahrrad­tunnel. Die Schleuse in Hindeloopen trumpft mit einer anderen
Eigenheit auf: Sie wird noch von Hand betrieben. Beziehungsweise von zwei Händen – denjenigen von Anthony van Leersum.