Reizvoll und unbeständig: Schottlands Norden

Claudia und Jürgen Kirchberger segelten mit ihrer «La Belle Epoque» in den Norden Schottlands und durchfuhren den Kaledonischen Kanal. Trotz häufiger Wetterwechsel gefiel ihnen das Revier gut – sie waren beeindruckt von der Natur.

Wir erreichen die verschlafene Bucht von Craighouse, erschöpft von der anstrengenden Fahrt über die Irische See lassen wir den Anker ausrauschen. Und weshalb auch nicht, lädt doch ein neues Land zum Bestaunen: Wir sind in Schottland ­angekommen. Am Ufer dominiert eine Whisky-Destillerie vor dunkelgrünen Hügeln das Landschaftsbild. Ein paar geduckte Steinhäuser mit typischen, grauen Kaminen ziehen sich entlang der einspurigen Strasse und eine Handvoll Fischerboote drehen sich an den Bojen.
Doch die Stille trügt: Die Inneren Hebriden sind beliebtes Ausflugsziel vieler Segelfans und Touristen aus aller Welt. Bald schon füllt sich der grosse Ankerplatz. Unzählige Yachten, ein holländisches Segelschiff und ein schwarz rauchendes Dampfschiff bevölkern nach wenigen Stunden die Bucht und füllen die Luft mit fröhlicher Sommerstimmung.
Wir fahren weiter. Langsam tauchen wir tiefer in die ­Schönheit Schottlands ein, nähern uns dem Herzen der Highlands. Das Rauschen der Bugwelle nimmt in den Gezeiten­strömungen zu, weiss schäumen die Wasserwirbel rund ums Boot. La Belle Epoque taumelt im Geschwindigkeitsrausch.
11 Knoten, 12 Knoten, das Ruder benötigt konstante Aufmerksamkeit, um den Bug auf Kurs zu halten und nicht im wirren Tanz den Verwirbelungen der Wasseroberfläche zu folgen. Flott ziehen wir am Leuchtturm von Corran Point vorüber, dann ist der Spuk vorbei. Die Bugwelle verebbt zu einem leichten Plätschern, La belle Epoque bleibt weiter auf Kurs und die Fahrtgeschwindigkeit beruhigt sich. Lang und unspektakulär streckt sich Loch Linnhe vor uns, die kleine Meeresbucht, die uns zum Eingang des Kaledonischen Kanals führen wird.