Lake Toba – aus dem Vulkan geboren
Im Herzen der indonesischen Insel Sumatra – der sechstgrössten der Welt – liegt ein besonderes Gewässer. Vulkanisch geboren und mit tropischer Vegetation gesegnet, bildet der Lake Toba, der Welt grösster Kratersee, die Lebensgrundlage für die verschiedenen Stämme des Volks der Batak.
Plötzlich, nach vielen Kurven durch üppige Kaffee-, Nelken-, Pfeffer- und Zimtplantagen liegt auf 900 Metern Höhe ein besonderes Gewässer am Ende der Strasse: Lake Toba. Eine blaugraue Wasserfläche, umrahmt von steiler, stellenweise mit Dschungel bewachsener Küste – jedenfalls hier am Nordostufer. Das andere Ufer ist unsichtbar.
Im Städtchen Parapat wartet ein Schiff am Steg. Wir tuckern los, die Fähre zielt westwärts. Vor dem Bug verschmelzen Horizont und Himmel zu einer scheinbaren Unendlichkeit. Der Tobasee ist der weltgrösste Kratersee – doppelt so gross wie der Bodensee. Entstanden ist er vor knapp 75 000 Jahren, als der sogenannte Supervulkan Toba ausbrach. Dessen Ascheregen führte zu einem globalen Desaster, die Welt erfuhr eine Kälteperiode. Weil das Ereignis lange zurückliegt, fehlen Aufzeichnungen von Menschenhand. Um sich die Bedeutung jenes Ausbruchs vorstellen zu können, mag der gut dokumentierte Ausbruch eines anderen grossen Vulkans Indonesiens als Vergleich dienen: Auf der weit entfernten ostindonesischen Insel Sumbawa steht der Vulkan Tambora, ein oft wolkenverhülltes, knapp 3000 Meter hohes Monster. Im April vor 200 Jahren brach er aus. Die Eruption von 1815 war eine der stärksten der Menschheitsgeschichte: Der Vesuv, der Pompeji zerstörte, warf zirka 6 km3 Material aus, der Krakatau 10 km3, Vulkan Tambora jagte 100 km3 Material in die Atmosphäre. Schwefelgas und Flugasche trieben um den Globus, der Himmel verfinsterte sich, Temperaturen fielen, Missernten folgten. Der Kanton Appenzell etwa registrierte damals jährlich 5000 Todesfälle, im Jahr nach der Eruption doppelt so viele – Hungertote.