Segeln am Limit – und darüber hinaus

Die Shore-Teams scheinen bei dieser Austragung des Ocean Race eine besonders wichtige Rolle zu spielen: Die Schäden an den Imocas reichen von leicht bis massiv und treten fast bei allen Crews in einer gewissen Regelmässigkeit auf. Warum ist das so?

Vom 26. Februar bis Anfang April legten die Imocas die längste je beim Ocean Race gesegelte Etappe von Kapstadt fast rund um die Welt bis nach Itajaí in Brasilien zurück. 12 750 Seemeilen waren das und nicht wenige davon im Südpolarmeer mit eisigen Stürmen und bis sieben Meter hohen Wellen.
Das bedeutete extreme Strapazen für Crews und Boote. Vor allem Materialprobleme aller Art machten den Teams das Leben schwer: Rumpf, Mast, Anhänge, Segel – nichts blieb verschont… Guyot Team Europe musste nach nicht mal einer Woche sogar den Rückweg antreten, wegen einer ­gefährlichen Delamination auf der Backbordseite des Rumpfes im Bereich der Kabine.
Das wirft Fragen auf. Damian Weiss von Weiss Yachts war fünf Jahre im Bootbauerteam von Alinghi tätig und kennt mögliche Gründe, weshalb solche Schäden passieren können: «Die Imocas – und andere Rennyachten – werden am Limit konstruiert. Salopp gesagt: Wenn bei einem neuen Boot nichts kaputtgeht, besteht Optimierungspotenzial. Will heissen, dass grundsolide Boote halt einfach schwer sind. Und schwere Boote wiederum sind langsam. Die Imocas müssen aber fliegen ­können. Dafür wird auf so viel Gewicht wie möglich ­verzichtet. Es ist ein schmaler Grat zwischen Geschwindigkeit und Sicherheit.» Dies bestätigt auch Simon Fisher im Team 11th Hour Racing, zu dem die Schweizerin Justine Mettraux gehört. Nicht nur beim Bau muss die Balance gesucht und gewahrt werden, sondern auch beim Segeln: «Es ist schwierig, das richtige Mass zu finden zwischen einer kompetitiven Geschwindigkeit und der Sicherheit, das Boot in einem Stück zu halten. Der Seegang ändert sich oft. In einem Moment kann alles gut sein, und kurz darauf sind die Bedingungen schon zu hart.»