Favoritensterben

Jérémie Beyou, Nicolas Troussel und dann auch noch Alex Thomson: Drei der meistgenannten Favoriten, alle mit Open-60-Foilern der neuesten Generation unterwegs, mussten noch vor dem Kap der Guten Hoffnung umkehren oder sogar aufgeben. Der Sieg bei der diesjährigen Vendée Globe wird über Neuling Charlie Dalin führen. Alan Roura hält sich im Mittelfeld.

Es war schon vor dem Start zur neunten Vendée Globe am 8. November in Les Sables-d’Olonne klar: Bei den Favoriten mit ihren schnellen, foilenden Open-60-Yachten geht es in erster Linie darum, ohne technische Probleme und Defekte durchzukommen. Dass sich diese Prognose allerdings derart rasch – noch bevor die ersten Yachten in den berühmten und ­berüchtigten Roaring Forties unterwegs waren – bestätigen würde, überraschte dann auch die Insider.
Jérémie Beyou, der mit seiner Charal die beste und längste Vorbereitungszeit absolviert hatte und als eigentlicher Top-­Favorit gehandelt wurde, kollidierte bereits nach einigen ­hundert Seemeilen mit einem nicht identifizierten ­schwimmenden ­Objekt und musste umkehren. Immerhin gelang ihm die ­Reparatur ­innert nützlicher Frist, so dass ein erneuter Start möglich war – die Startlinie bei der Vendée Globe bleibt zehn Tage offen. Ende November segelte Beyou mit weit über 3000 ­Seemeilen Rückstand auf den Leader dem Feld hinterher.
Fast noch schlimmer traf es Alex Thomson. «Der Boss» wollte bei seiner fünften Vendée-Teilnahme endlich zuoberst auf dem Podest stehen. Kein anderes Team verfügte über ein so hohes Budget und keine andere Yacht kam derart futuristisch daher: ein komplett geschlossenes Cockpit, ein flaches Deck, riesige Foils… Jedes Detail schien durchdacht. Umso mehr überraschte es, als Thomson – komfortabel in Führung liegend – kurz nach der Überquerung des Äquators strukturelle Schäden an seiner Hugo Boss meldete. Immerhin gelang es ihm, den mehrfach gebrochenen, zentralen Längsstringer im Bug in einer aufwändigen – und von Thomson per Video überraschend offen gezeigten – Reparatur zu laminieren und nach fast vier Tagen driften das Rennen wieder aufzunehmen. Aber nur, um schon zwei Tage später nach einem ­Ruderschaden ­definitiv aufgeben zu müssen.