Die Karte, die Amerika zeigt – lange vor Kolumbus’ Entdeckung

Die Vinland-Karte ist entweder eine der besten Fälschungen der Geschichte oder ein Schatz aus Pergament und ein äusserst wertvolles Dokument der Menschheitsgeschichte. Ein dänischer Forscher sagt: Sie ist echt.

Es gibt Karten, die verursachen Ärger. Beispielweise eine ­Seekarte, in der eine tückische Untiefe falsch eingezeichnet ist. Oder eine ganz besondere Karte, die Generationen von ­Historikern zwingen könnte, das Geschichtsbild neu zu zeichnen. Wegen der nationaler Stolz verletzt und Heldenlegenden beschädigt würden sowie tausende Schulbücher neu geschrieben werden müssten. Eine heikle Sache, Widerstand ist ­vorprogrammiert. Und all dies ausgelöst durch ein paar Tintenstriche auf einem Pergamentblatt mit den Massen 27,8 × 41 Zentimeter. Ein wurmstichiges Dokument, das 1957 einem ­Antiquar in die Hände geraten war und das von der US-­Universität Yale im Jahr 1965 veröffentlicht wurde.
Die Rede ist von der sogenannten Vinland-Karte. Es ist eine Weltkarte, und Vinland bedeutet Wein- oder Weideland. ­Vinland ist als Insel eingezeichnet. Sie liegt weit westlich von allen im 15. Jahrhundert bekannten Landmassen, auch westlich von Grönland. Die Vinland-Karte dokumentiert also ­erstmals einen Teil eines neuen Landes: Amerika.
Als das US-amerikanische Brookhaven National Laboratory, ein staatliches Forschungsinstitut, die Ergebnisse der Radiokarbonmethode und ergänzender Analysen zur Altersbe­stimmung der Karte publizierte, war die Fachwelt verblüfft: Bei ­einem Fehlerbereich von gerade mal 11 Jahren wurde die Karte auf das Jahr 1434 datiert, also auf rund 60 Jahre bevor Christoph Columbus in der sogenannten Neuen Welt zum ­ersten Mal an Land gegangen war.